, Kish Laszlo

Respekt - Spaß - FairPlay: Der LSV und sein Hattrick in Penzlin!

Disclaimer: Nach dem gestrigen Spiel gegen den Penzliner SV ist der Autor grenzenlos stolz auf seine Mannschaft. Insofern handelt es sich hier um keinen objektiven Spielbericht. Es sind eher ein paar grundsätzliche Gedanken, die mir dabei durch den Kopf gehen.

“Spiel nicht mit den Schmuddelkindern!”

Vor drei Jahren notierte der Angestellte in einem Computerladen in Berlin meine Adresse und stutzte: “Klein Lukow? Ach du Scheisse! Die haben eine ganz üble Fußball-Mannschaft. Unfair und gefährlich, gehen absichtlich auf die Knochen. Hab ich vor Jahren selber erlebt, als ich in der Region gelebt und gespielt hab.”

“Kann man machen," dachte ich. So viel Angst und Schrecken verbreiten, dass keiner gegen uns spielen mag. Auch so kann man sicherlich Punkte einfahren. Aber was passiert mit der Freude am Spiel? Was passiert mit dem Respekt und - vorsicht: ein veralteter Begriff: mit der Lauterkeit? Und was mit der Beispielfunktion des Sportes? Das Motto lautet: “Möge der Bessere gewinnen!” und nicht “möge der Brutalere gewinnen”. Die “Hand Gottes” mit der Maradona den Argentiniern die Weltmeisterschaft sicherte, mag klever gewesen sein, vielleicht auch schlitzohrig, aber ein Beispiel für Fairness und sportliches Verhalten war es mit Sicherheit nicht. Kein Beispiel, auf das wir unsere Kinder hinweisen möchten.

Wie der LSV den Wechsel schafft

Das alles ist ein paar Jahre her und ich bin zum Verein gestossen, als die Mannschaft bereits beschlossen hatte, ihren schlechten Ruf abzulegen und die Spiele an den Wochenenden nicht für den Abbau des unter der Woche angesammelten Frustes zu missbrauchen. Wir fingen gemeinsam an, dem neu kreierten Motto der Mannschaft “Respekt, Spaß, FairPlay” Leben einzuhauchen.

Erster Schritt war, dass wir uns gegenseitig auf dem Platz nicht mehr anschnauzen. Wir reden respektvoll miteinander und im nächsten Schritt auch mit den Gegnern und Schiedsrichtern. Natürlich kann es in der Hitze des Gefechtes noch immer zu einzelnen Entgleisungen kommen, doch werden sie immer seltener. Auch ist klar, dass Fußball ein körperbetonter Sport ist, bei dem es auch mal hart zur Sache gehen kann. Daran wollen wir auch nichts ändern. Doch von einer Marathonläuferin habe ich gelernt: “Wenn's weh tut und du das Gefühl hast, es geht nicht mehr weiter, dann lächle. Zur Not zwing dich dazu.”

Im Geiste des neuen Mottos laden wir die Gegner und auch die Schiedsrichter nach jedem Heimspiel dazu ein, mit uns auf das Spiel, den Sport und die Freundschaft anzustossen. Spätestens beim gemeinsamen Bier werden alle Reste von Resentiments begraben.

 Diese kleinen Veränderungen im Verhalten und im Umgang haben im Zusammenspiel mit noch anderen Maßnahmen dazu beigetragen, dass unsere Mannschaft in der Fairnesstabelle der Liga vom letzten auf einen der oberen Plätze aufgestiegen ist. Der respektvolle Umgang miteinander hat sich auch auf die Resultate in den Spielen ausgewirkt. Seitdem wir Fußall als Kampf und nicht mehr als Krieg verstehen, sind wir öfter erfolgreich. Spaß und Freude am Spiel wirken sich positiv auf den Tabellenplatz aus.

Der LSV und sein Hattrick in Penzlin!

Das gestrige Hattrick im Derby gegen den Penzliner SV war für mich ein Paradebeispiel für die Wirksamkeit unserer Mannschafts-Philosophie. Hattrick? Ja, wir haben gestern Abend nicht nur das Spiel gewonnen, wir haben drei Siege eingefahren.

Nach einer vollkommen vergeigten ersten Hälfte und einem 1:0 Rückstand ist die Mannschaft ruhig geblieben, hat eine disziplinierte Mannschaftsleistung gezeigt und so das Spiel gedreht, dass wir am Ende mit einem 1:6 siegreich vom Platz gehen konnten. Der erste Sieg, ist der offensichtliche: Das 1:6 gegen den Penzliner SV. Somit sind wir seit elf Spielen ungeschlagen.

Der zweite Sieg war die Überwindung des inneren Schweiehundes nach der versemmelten ersten Hälfte. Es gab in der Pause keine Schuldzuweisungen, keinen Streit in der Mannschaft, sondern nur gegenseitiges Aufbauen und die gemeinsame Entscheidung, das Ding jetzt zu drehen und jeder hatte sich verpflichtet mehr zu geben. Dadurch wurde der Fokus geschärft und jeder Einzelne wurde in seinem Auftreten konsequenter und zwingender. Zweikämpfe wurden gewonnen, Zuspiele kamen plötzlich an, Torschüsse trafen.

Den dritten Sieg bewerte ich persönlich am höchsten: Den Sieg der Fairness.

In der 34. Minute, wir lagen mit 0:1 hinten, wurde unser David Kistenmacher in einem Zweikampf gefoult. Nichts dramatisches, nichts bösartiges, aber etwas mit einem heftigen Effekt: David flog gegen die Spielfeldabsperrung, prellte sich den Unterarm und die Rippen, verlor für ein paar Sekunden das Bewusstsein und musste in der Folge ausgewechselt werden. Natürlich war die Stimmung sofort aufgeheizt und drohte überzukochen. Der Schiedsrichter beriet sich mit seinem Linienrichter und entschied sich für eine rote Karte gegen den Penzliner Spieler. Unser Kapitän Christian Peter, der den ganzen Vorgang aus nächster Nähe miterlebt hatte, hielt diese Entscheidung für nicht verhältnismässig und intervenierte zu Gunsten des Penzliner Gegners. Nach weiteren Beratungen entschied sich Schiedsrichter David Münch, seine Entscheidung zu revidieren und es bei einer gelben Karte bewenden zu lassen. Für mich ein eindrückliches Beispiel für FairPlay. Natürlich hätte es für den LSV von Vorteil sein können, bei einem 0:1 Rückstand gegen einen geschwächten Gegener weiterzuspielen. Doch kann ein Sieg "um jeden Preis" auch um den der persönlichen Lauterkeit, nicht das Ziel einer sportlichen Begegnung sein.

"Das Lächeln, das du aussendest, kehrt irgendwann zu dir zurück."

So zog auch diese Aktion von Christian Peter umgehend weitere Momente von Fairness nach sich. In der Pause kam ein Spieler des Penzliner SV nach dem andern zu David Kistenmacher, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen und ihm alles Gute zu wünschen. Falsche Entscheidungen Eckbälle und Einwürfe betreffend, wurden von den Spielern richtig gestellt. Das Treffen blieb weiterhin umkämpft, bei den Zweikämpfen wurde weiter mit angemessener Härte eingestiegen, doch war dem Spiel Gift und Galle genommen und es war in der Folge ein faires und sportliches Aufeinandertreffen zweier Mannschaften, die unbedingt gewinnen und Spaß am Spiel haben wollten.

An dieser Stelle sei auch den Penzliner Jungs ein grosses Kompliment gemacht. Wir wissen aus eigener leidvoller Erfahrung, wie schwer es ist, die Motivation aufrecht zu erhalten, wenn man in einer Halbzeit sechs Tore wegstecken muss. Zur Ehre Penzlins sei hier gesagt, sie haben keine Sekunde aufgesteckt und bis zur letzten Möglichkeit um den Anschluss gekämpft. Dafür gebührt ihnen unser Respekt und Dank.

Ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch im Berliner Computerladen, wenn ich dem Verkäufer sagen kann: "Nein Freund, den LSV, den Du und Deine Knochen mal so gefürchtet habt, gibt es nicht mehr.  Jetzt geht es uns nicht mehr um die 'Vernichtung des Feindes', sondern um Respekt, Spaß und FairPlay.